Babyblues, Postpartale Depression

Babyblues, Postpartale Depression

Postpartales Stimmungstief („Babyblues“)

Beim postpartalen Stimmungstief, auch „Babyblues“ genannt, handelt es sich um eine kurzzeitige Gemütsveränderungen, die in der ersten Woche nach der Entbindung auftritt und meist nur einige Tage anhält, so dass eine Behandlung nicht erforderlich ist. Symptome sind häufiges Weinen, Überforderung, Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Appetitstörungen, Schlaf- und Ruhelosigkeit, Ängstlichkeit, erhöhte Reizbarkeit und übermäßige Sorge, um das Wohlergehen des Kindes oder die eigene Gesundheit. Es wird angenommen, dass hormonelle Veränderungen für die Stimmungsveränderung verantwortlich sind.                                                                                                                                                                                                                                                                                    Das postpartale Stimmungstief ist eine natürliche Reaktion auf ein außergewöhnliches Lebensereignis und kann somit als Anpassungsprozess verstanden werden. Betroffene Mütter benötigen vor allem viel Ruhe und ein verständnisvolles Umfeld.

Wenn die Stimmungsveränderung ungewöhnlich lange anhält, kann dies ein Anzeichen für eine postpartale/postnatale Depression sein.

Postpartale Depression

Bei der postpartalen oder postnatalen Depression handelt es sich um eine depressive Verstimmung, die in unterschiedlichen Schweregraden vorliegen kann. Diese reichen von einer leichten depressiven Form bis hin zu schweren suizidalen oder psychotischen Ausprägungen. Der Beginn der Erkrankung erfolgt schleichend und ist variabel mit einigen Wochen bis Monaten nach der Geburt. Etwa 10-25% aller Mütter sind davon betroffen.

Postpartale Depressionen werden oft sehr spät erkannt. Im Gegensatz zum postpartalen Stimmungstief („Babyblues“) klingen die Symptome nicht ab, sondern bleiben aufrecht und belasten sowohl die betroffene Mutter, das Kind als auch die Mutter-Kind-Interaktion maßgeblich.

Symptome postpartale Depression:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Antriebsschwäche, Freudlosigkeit und Interesselosigkeit
  • Traurigkeit, Weinerlichkeit
  • Gefühl der inneren Leere
  • sozialer Rückzug
  • Appetitminderung und Gewichtsverlust
  • Konzentrationsstörung
  • Reizbarkeit
  • innere Unruhe
  • Ängste und Panikattacken
  • Einschlaf- und Durchschlafstörungen
  • Suizidgedanken
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Herzbeschwerden, andere psychosomatische Beschwerden
  • sexuelle Unlust
  • Zwangsgedanken (wiederkehrende destruktive Vorstellungen und Bilder, die nicht in die Tat umgesetzt werden z.B. sich oder dem Kind etwas anzutun)

Daraus können sich Insuffizienz- und Schuldgefühle entwickeln, die mit Gedanken, Ängsten und Sorgen einhergehen wie:

  • „Ich kann mich nicht ausreichend um mein Kind kümmern.“
  • „Ich bin eine schlechte Mutter.“
  • „Ich kann mein Kind nicht richtig lieben.“

Wie kann man eine postpartale Depression behandeln?

Da die Ursachen für eine postpartale Depression sehr unterschiedlich sind, erfolgt auch die Behandlung auf mehreren Ebenen und wird an die individuelle Lebensgeschichte der Mutter angepasst. Um sich dennoch ein Bild über das therapeutische Vorgehen machen zu können, sollen im Folgenden einige Elemente der Behandlung vorgestellt werden.

  • Im Fokus der Behandlung steht zunächst die Entlastung der betroffenen Mutter. Durch das Thematisieren von tabuisierten Inhalten wie persönlichen Ängsten, Sorgen, Gedanken und Vorstellungen erleben viele Frauen eine deutliche Erleichterung und können sich dadurch neuen Blickwinkeln und Sichtweisen öffnen. Zudem wird gemeinsam nach Unterstützungsmöglichkeiten für die Betreuung und Versorgung des Kindes/der Kinder im Familien- und Freundeskreises gesucht. Wenn dies nicht möglich ist, kann es Sinn machen, nach alternativen Betreuungsangeboten zu suchen, die als zeitlich begrenzte Maßnahme die Mutter bei ihren Aufgaben während des Genesungsprozesses begleitet.
  • Der Alltag mit dem Kind/den Kindern kann gemeinsam analysiert werden, um Herausforderungen zu entschlüsseln und alternative Herangehensweise zu etablieren.
  • Besondere Aufmerksamkeit wird den Ressourcen der Mutter geschenkt. Ressourcen sind Kraftquellen, die vielfältig und facettenreich sein können und für die Verbesserung des Wohlbefindens von großer Bedeutung sind.
  • Sehr häufig gehen belastende oder traumatische Erlebnisse der postpartalen Depression voraus. Dazu gehören beispielsweise schwierige Kindheitserfahrungen, problematische Schwangerschafts- oder Geburtsverläufe, vorangegangene Fehl-oder Totgeburten, partnerschaftliche Konflikte, etc. Um dem Krankheitsbild entgegenzuwirken, ist es umso wichtiger, sich diesen Lebenserfahrungen zu widmen und ihnen die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken.
  • Auch die Einnahme von Medikamenten kann im Rahmen der Behandlung zum Thema werden. Die medizinische Betreuung und damit die Verschreibung und Dosierung von Medikamenten liegt jedoch in fachärztlicher Hand und wird nicht von einer Psychologin oder einem Psychologen übernommen. Allerdings existieren häufig große Ängste und Vorbehalte gegenüber der Einnahme von Psychopharmaka, die im psychologischen Gespräch erörtert werden können.

Wenn sich bei Ihnen der Verdacht einer postpartalen Depression konkretisiert, zögern Sie nicht professionelle Hilfe zu suchen. Das psychologische Erstgespräch ist bei uns kostenlos und dient dem gegenseitigen Kennenlernen und Besprechen der weiteren, individuellen Vorgangsweise.