Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom

Was versteht man unter Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – AD(H)S?

Grundsätzlich werden 2 Typen von Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom / Aufmerksamkeitsstörungen unterschieden:

  1. ADHS- Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität

  2. ADS – Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ohne Hyperaktivität

Beiden gemeinsam ist, dass es sich um Kinder handelt, die sich schlecht konzentrieren können und leicht ablenkbar sind. Die sogenannte Hyperaktivität, die motorische Unruhe, gehört dabei nicht zwingend zum Krankheitsbild, tritt aber vor allem bei jüngeren Kindern verstärkt auf.

Laut wissenschaftlichen Studien sind in Österreich ca. 5% aller Kinder vom so genannten Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom betroffen, wobei ADHS bis zu sechs Mal häufiger bei Buben als bei Mädchen diagnostiziert wird. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – AD(H)S ist keine neue Modekrankheit, sondern schon sehr lange bekannt. Die erste zwar anekdotische Beschreibung findet sich in der Geschichte des Zappelphilipps im Buch Struwwelpeter (1848) von Heinrich Hoffmann wieder.

Die Symptome von Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS bzw. ADS:

Aufmerksamkeitsstörung: Kindern, die von ADHS bzw. ADS betroffen sind, fällt es schwer ihre Konzentration über längere Zeit aufrecht zu erhalten. Sie sind sehr leicht ablenkbar und besonders bei langweiligen und immer wiederkehrenden Routinetätigkeiten zeigen sie kaum Ausdauer.

Hyperaktivität: Kinder mit ADHS sind oft motorisch sehr unruhig, brauchen viel Bewegung, zappeln auf ihren Sesseln herum und haben Mühe still zu sitzen. Kinder mit ADS wirken oft sehr ruhig, verträumt und abwesend, leiden aber häufig unter einer inneren Unruhe und Getriebenheit. Auch die Feinmotorik kann beeinträchtigt sein und sich in einem schlechten Schriftbild äußern.

Impulsivität: Kinder mit ADHS bzw. ADS folgen spontan ihren Impulsen und können diese nur schwer unter Kontrolle halten. Sie wissen nicht wann genug ist, haben Mühe zu warten bis sie an der Reihe sind und sind schlechte Verlierer. Wenn ihnen etwas einfällt, müssen sie dies sofort tun, und überlegen nicht, ob jetzt die passende Situation dafür ist. (z.B. stehen sie im Unterricht einfach auf, rufen heraus ohne aufzuzeigen etc.)

CHECKLIST: Könnte bei meinem Kind ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS vorliegen?

Folgende Punkte sollen eine Orientierungshilfe darstellen und beschreiben Schwierigkeiten, die bei Kindern mit ADH(S) häufig auftreten. Wenn mehrere Punkte auf ihr Kind zutreffen, sollte eine genaue klinisch-psychologische Diagnostik durchgeführt werden:

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung:

  • machen viele Flüchtigkeitsfehler
  • haben große Probleme mit der Daueraufmerksamkeit
  • scheinen häufig nicht zuzuhören
  • sind oft abwesend, verträumt, vertrödeln viel Zeit
  • bringen Aufgaben oft nicht zu Ende
  • können schlecht organisieren und einteilen z.B. Lernpensum
  • haben eine Abneigung, sich länger geistig anzustrengen
  • verlieren häufig Sachen
  • sind durch äußere Reize leicht ablenkbar
  • vergessen ständig etwas
  • neigen zum Chaos und tun sich schwer Ordnung zu halten
  • antworten oft, bevor Frage vollständig gestellt wurde
  • können nur schwer warten, bis sie an der Reihe sind
  • stören und unterbrechen andere oft
  • platzen im Unterricht mit der Antwort heraus, vergessen aufzuzeigen;
  • neigen zu Wutanfällen

Bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität kommen folgende Symptome dazu:

  • Ständige Unruhe und Zappeln mit Händen und Füssen
  • Häufiges Aufstehen; Unfähigkeit, sitzen zu bleiben
  • Wiederholtes, unangepasstes Umherspringen
  • Große Schwierigkeit, ruhig zu spielen, großer Bewegungsdrang
  • „Innerlich wie von einem Motor angetrieben“
  • Übermäßiges Reden

ADHS Therapie

Was kann man gegen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS bzw. ADS tun?

Das Ziel einer AD(H)S-Therapie ist es, die Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität in den Griff zu bekommen. Eine Behandlung soll dem Betroffen ermöglichen, sozial integriert zu sein, seiner Begabung entsprechend eine Ausbildung zu beenden und ein genügend stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen. Die Behandlung von AD(H)S ist so individuell wie das Krankheitsbild an sich. Die derzeit beste Therapie bei AD(H)S ist die multimodale Therapie. Darunter versteht man eine individuell ausgewogene Kombination aus verschiedenen Therapiebausteinen bei der sowohl das Kind selbst sowie seine Familie und bestenfalls auch die Schule miteinbezogen werden.

Der Erfolg funktioniert nur durch gute Zusammenarbeit mit dem Kind selbst, den Eltern und den LehrerInnen.

Die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:

  • Aufklärung über AD(H)S und Beratung des Betroffenen, seiner Familie und der/s LehrerIn
  • Elterntraining zur Verbesserung der familiären Probleme
  • Verhaltenstherapie, bei der das Kind neue Verhaltensweisen erlernt
  • Behandlung von begleitenden Symptomen wie Schulproblemen, Wahrnehmungsdefiziten, Angststörung, etc.
  • in manchen Fällen medikamentöse Therapie
  • eventuell ist das Einbeziehen von Ergo- oder MototherapeutInnen angebracht

Bei klinisch-psychologische Behandlung von AD(H)S kann um Zuschuss bei Magistrat/Bezirkshauptmannschaft angesucht werden.